Die Poetik des Aufbruchs
Die Poetik des Aufbruchs. Zur „Dichterfreundschaft“ von Claude Vigée und Adrien Finck.*
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Helmut Pillau
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Dass ich über die „Dichterfreundschaft“ von Claude Vigée und Adrien Finck sprechen möchte, hat auch persönliche Gründe. Den 2008 verstorbenen Adrien Finck kannte ich seit 1996. Ich besuchte ihn damals in Straßburg, um ihn wegen des elsässischen Dichters Maxime
Alexandre zu befragen. Auf ihn ist es zurückzuführen, dass ich 1997 Claude Vigée bei einer Dichterlesung in Edenkoben kennenlernte. Ich möchte vorab sagen, wie viel ich dieser Bekanntschaft, dann Freundschaft mit den beiden zu verdanken habe. Wohl jeder, der sich im Rahmen der Universität mit der Literatur beschäftigt, wird manchmal von Frustrationen heimgesucht. Ausgelöst werden sie vielleicht von einer quälenden Einsicht in den akademischen Betrieb: Man bekennt sich hier edelmütig zum Dienst an der Literatur, hat dabei aber vor allem ihre Brauchbarkeit für die eigene Karriere im Auge. Karrierekalkül macht sich als Liebe zur Literatur unsichtbar und damit auch – bei entsprechendem Einfluss – unschlagbar. Eine solche Erfahrung kann schon frustrieren. Vor diesem Hintergrund war das Kennenlernen der beiden für mich befreiend. So souverän sie sich innerhalb der Wissenschaft und den Strukturen der Universität zu bewegen vermochten, so wenig waren sie doch zu intellektuellen Autokraten dieser Welt geworden. Lernen konnte man von ihnen, die Literatur ohne Preisgabe wissenschaftlicher Erkenntnis der Eigendynamik des wissenschaftlichen Betriebes wieder zu entwinden. Im Folgenden soll es aber nicht um meine guten Erfahrungen mit den beiden gehen. Vielmehr möchte ich versuchen, den Voraussetzungen und der Einzigartigkeit dieser „Dichterfreundschaft“ auf die Spur zu kommen. Im Hintergrund soll dabei die Frage stehen, inwiefern ihre dichterische und poetologische Arbeit jeweils auf die Initiierung von Aufbrüchen hinausläuft.
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Dass zumindest von einer ausgedehnten Kooperation beider gesprochen werden kann, zeigt bereits ein oberflächlicher Blick auf ihre Leistungen füreinander. Dabei sticht besonders das Engagement von Adrien Finck hervor: In Deutschland konnte man das Werk Vigées anhand zweier Bücher kennenlernen, die von Finck herausgegeben wurden.[1] Dafür hat er – neben anderen – Übersetzungen angefertigt und kommentierend in das Werk eingeführt. In einem Buch über den Dichter und einem Kapitel einer Literaturgeschichte des Elsass ging es ihm vor allem darum, die Spannweite von lokaler Verwurzelung und geistiger Universalität bei Claude Vigée herauszuarbeiten.[2] Hinzu kommen zahlreiche Reden, wissenschaftliche Vorträge, Aufsätze und Gespräche zum Werk des Dichters.
Claude Vigée seinerseits hat reflektierend an dem Schaffen seines Dichterfreundes Anteil genommen. Aufgrund seiner eigenen existenziellen und dichterischen Erfahrungen vermag er so prägnant wie kein anderer die Traumata, Spannungen und Visionen in diesem vorwiegend lyrischen Werk zum Ausdruck zu bringen.[3]
Anhand dieser knappen Bestandsaufnahme könnte die Freundschaft beider wie eine der üblichen Dichterfreundschaften – wenn auch eine der vielleicht produktiveren – erscheinen. Dies würde aber heißen, ihre besonderen geschichtlichen Rahmenbedingungen außer Acht zu lassen. Von dem radikalen Vertrauensbruch, den die Shoah bedeutet, sind nämlich nicht nur die Beziehungen der Juden zu den Deutschen, sondern auch zu den Franzosen und den Landsleuten Vigées im engeren Sinne, den Elsässern betroffen. Darüber hat sich der elsässische Jude Claude Vigée oft geäußert.[4] Unter solchen Bedingungen eine Freundschaft einzugehen, kann nur bedeuten, diese Bedingungen punktuell zu unterlaufen. Sie gelten zwar weiter prinzipiell, werden aber individuell suspendiert. Wie wenig Claude Vigée in seinem Leben noch von einem prinzipiellen Rückhalt, demjenigen der ‚Geschichte’, ausgehen kann, ist mir besonders durch seine Reaktion auf die Eröffnung des „Centre culturel Claude Vigée“ zu Bischwiller im Jahre 2000 klar geworden. Adrien Finck fragt ihn überschwänglich, ob er dies nicht als eine „extraordinaire revanche sur le malheur et la barbarie de l’histoire“[5] verstehen könne. Vigée wehrt aber eine solche makrogeschichtliche Betrachtungsweise ab. Angesichts der ständigen Möglichkeit plötzlicher Umschwünge im Leben[6] entbehrt die Vorstellung von einer höheren Gerechtigkeit wie derjenigen einer sich regenerierenden ‚Geschichte’ jeder Grundlage. Er möchte durch dieses außerordentliche Ereignis wie die Eröffnung des „Centre“ also nicht dazu verführt werden, das geschichtsphilosophische Denken eines Hegel gleichsam durch die Hintertür wieder zu Ehren kommen zu lassen. Freundschaften in der alten Heimat zu schließen, könnte für Claude Vigée geradezu bedeuten, einer Potenzierung der Vergangenheit zum Schicksal entgegenzuwirken. Eine solche Freundschaft wie diejenige mit Adrien Finck dürfte weniger von ihren festen Gewissheiten als vielmehr von ihrem Vertrauen in die Zukunft leben.
Inwiefern Claude Vigée gerade auch durch seine Freundschaft mit Adrien Finck mögliche geschichtliche Dogmen zu unterlaufen versteht, zeigt sich insbesondere anhand seines Verhältnisses zu Deutschland und zur deutschen Literatur. Angesichts der Shoah scheint ja für einen Juden der Weg nach Deutschland prinzipiell blockiert zu sein. So haben es z. B. der Philosoph Vladimir Jankélévich und der jüdische Musiker Isaac Stern gesehen. Adrien Finck, der Germanist und Liebhaber der deutschen Literatur, kann aber Claude Vigée dazu veranlassen, sich zu der Schlüsselrolle der deutschen Literatur für sein eigenes Schaffen zu bekennen. Vigée bezeichnet die „große deutsche Literatur“ als seine „Lebensnahrung“.[7] Der alemannische Dichter Johann Peter Hebel habe ihn im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren dazu angeregt, selbst Gedichte zu schreiben.[8] Außerdem gibt es keinen anderen Dichter, der für Vigée von so zentraler Bedeutung wäre wie Goethe. Am Anfang seines Vorwortes zu dem letzten Gedichtband von Adrien Finck stellt Claude Vigée die Orientierung an Goethe als gemeinsame Konstante heraus: „Comme la mienne toujours, la poésie en triphonie d’Adrien Finck se place sous le signe de Goethe: […]“[9]
Claude Vigée war Adrien Finck und vielen Literaturfreunden im Elsass deswegen so sehr willkommen, weil er bestimmte prekäre Entwicklungen im literarischen Leben dieser Region durch seine Prominenz zu stabilisieren vermochte. Ich denke hier an die sogenannte Renaissance der Dialektliteratur in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der Entschluss von Dichtern wie André Weckmann, Conrad Winter und Adrien Finck, sich wieder auf ihren heimischen Dialekt zu besinnen, war auch dreißig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht ohne Risiko. Eine solche sprachliche Selbstbestimmung im wieder französisch gewordenen Elsass reizte die französischen Chauvinisten. Man munkelte vom „Pangermanismus“ dieser Dichter und versuchte sie auf diese Weise wieder mundtot zu machen. Dass durch den Wiedergewinn des heimischen Dialekts und die damit einhergehende Aufwertung des Deutschen die kulturell vermittelnde und europäische Rolle dieser Region gestärkt werden konnte, wollte man nicht einsehen. In dieser Situation kam Claude Vigée mit seinem Engagement für den Dialekt und seinen großen Dialektdichtungen eine besondere Bedeutung zu. Da es sich bei ihm um einen anerkannten „Pariser Autor“[10] handelte, konnte seine Rückwendung zum heimischen Dialekt nicht als eine Missachtung des Französischen interpretiert werden. „Unverdächtig“[11] – nach Adrien Finck – war er auch insofern, als der Verdacht des „Pangermanismus“ an ihm als Juden abprallen musste.
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Vigée solidarisiert sich auch deswegen mit dem Ringen der elsässischen Dichter um die eigene Sprache, weil sie ihn an sein eigenes frühes Leid erinnern. Auch er selbst hatte ja in seiner Jugend nach dem Ersten Weltkrieg unter der Diskriminierung seiner Muttersprache durch den französischen Staat gelitten. Eine besondere Vehemenz soll sein Engagement in der Gegenwart dadurch gewinnen, dass er bei seiner Auseinandersetzung mit der Situation der Elsässer immer gleich an die Situation der Juden denkt. Sein Hadern mit der selbstzerstörerischen Loyalität der Juden schärft seinen Blick für entsprechende Verhaltensweisen der Elsässer. Indem sie sich selbst jeweils so zu sehen begannen, wie sie von ihrer argwöhnischen Umwelt gesehen wurden, begannen sie sich selbst aufzugeben. So kann Vigée den sogenannten „jüdischen Selbsthass“[12] zur Selbstverleugnung der Elsässer in Beziehung setzen. Beiden ist gemeinsam, sich durch eine eigentlich respektable Loyalität gegenüber dem Seienden selbst preiszugeben. Die Treue zur angeblich universellen Logik des Bestehenden wird ihnen zur Falle.
Adrien Finck fragt Claude Vigée häufig nach seiner Meinung über die Chancen einer Dialektliteratur im Elsass. Sich überhaupt auf eine solche, so sachlich erscheinende Frage einzulassen, impliziert Vigée zufolge bereits die Kapitulation. Die dann geforderte ‚Einsicht in die Notwendigkeit’ wäre nichts weiter als eine Rationalisierung der Selbstpreisgabe. Er empfiehlt stattdessen, sich nicht auf diese trügerische Vernunft, sondern auf den inneren Kompass der eigenen Lust und des verborgenen Verlangens zu verlassen: „son bon plaisir, le désir de son âme“[13]. Dass die Vernunft in diesem Falle lähmt, der etwas verrückte Eigensinn aber die Lebensgeister weckt, spricht nach Vigée gegen die Vernunft und für den Eigensinn: „l’affirmation impardonnable de sa vérité[…]“[14].
Die Raffinesse dieser Strategie bestünde darin, die rationale Diskussion über die Aussichten des Dialekts einfach links liegen zu lassen und sich stattdessen der Lust an seiner Praktizierung hinzugeben. Auf diese Weise würde das rationale Urteil über die Zukunft des Dialekts zugleich respektiert und ausgehöhlt werden. In Vigées Dichtung „Schwàrzi sengessle“ („Les orties noires“) heißt es: „ awwer unsere ajene wordschátz /welle mr noch schnell geniésse[…]“ ( Französische Übersetzung durch Claude Vigée. „[…]mais le trésor caché de notre langue, / nous voudrions, chez nous, vite enjouir encore, […]“).[15] Dieser schnelle Genuss impliziert die Einsicht in den baldigen Untergang des Dialekts und zugleich eine Kaltstellung dieser ‘vernünftigen’ Einsicht. Die Strategie, lebenshemmende Normen allein durch eine lebensfrohe Praxis, nicht aber durch die direkte Anfechtung zu desavouieren, lässt übrigens an Vigées Konzept des „inceste heureux“ denken.[16] Der Norm wird hier nicht ausdrücklich widersprochen, wohl aber in den Himmel steriler Abstraktionen entrückt.
Auftauchend aus der Lust an der eigenen Sprache („langue de plaisir“[17] ) würde der Elsässer wieder mit dem Realitätsprinzip kollidieren, während er sich durch den Mut zu seiner Lust wieder über dieses Prinzip hinwegschwingen könnte. Wenn Claude Vigée die Lyrik seines Freundes charakterisiert, so stellt er vor allem dieses Oszillieren zwischen dem Zweifel und der Hoffnung heraus.[18] Mit Bitterkeit und satirischer Schärfe reagiert Finck auf lähmende Verhältnisse – Claude Vigée spricht hier „lyrisme critique“[19] – , durch den Aufschwung in eine utopische, aber seelisch erweckende Euphorie löst er sich von diesen Verhältnissen.
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Die Zusammenarbeit beider nimmt gelegentlich symbiotische Züge an. Dies möchte ich im Folgenden anhand von zwei Beispielen veranschaulichen. In einem Gespräch mit Adrien Finck aus dem Jahre 1985 setzt sich Claude Vigée in einer längeren, zwei Seiten umfassenden Passage mit Fincks autobiografischer Erzählung „Der Sprachlose“ auseinander. Wie die Überschrift zu diesem Gespräch signalisiert: „Autour du feu d’une nuit d’hiver“, steht hierbei die 1984 in Jerusalem entstandene große elsässische Dichtung „Wénderôwefîr“ von Claude Vigée im Hintergrund. Es soll sich herausstellen, wie Vigée bei der Kommentierung von Fincks Erzählung auch seine eigene Dichtung mit einbezieht. Vigée zufolge gelingt es Finck mit der Erzählung, das unglückliche, gar tragische Ringen der elsässischen Dichter um den eigenen Ausdruck auf exemplarische Weise darzustellen. Die Erzählfigur François, ein aufstrebender junger Dichter in deutscher Sprache, zerbricht an der Ungunst der Geschichte. Er beginnt zu verstummen, sobald ihm die geliebte Sprache als Sprache der deutschen Besatzungsmacht im Elsass begegnet. Das Deutsche erscheint ihm nun vergiftet zu sein – analog Adrien Finck in seinem autobiografischen, Claude Vigée gewidmeten Gedicht „Exercice de Mémoire“[20]. Nach der Befreiung kann er als Dichter deswegen nicht ins Französische überwechseln, weil diese Sprache in seinem Inneren keine Wurzeln schlägt. Er behilft sich zwar mit poetischen Versuchen im elsässischen Dialekt. Da er aber die allgemein vorherrschende Geringschätzung des Dialekts teilt, vermag er diese Versuche nicht ernst zu nehmen. „todkrank an seiner elsässischen Seele“[21] nimmt er sich das Leben. Als Vigée diese Stelle aus der Erzählung zitiert, springt er plötzlich von einem neutralen Kommentar zu einem engagierten Appell an die mutlosen elsässischen Dichter über. Er transformiert die Depression der Erzählfigur gleichsam auf kreative Weise zu einem Widerstandsakt. „drotzdemm, drotzdemm“ hämmert er ein und zitiert damit unausgesprochen das Schlussgedicht seiner eigenen Dichtung „Wénderôwefîr“: „Dr màndelbaum en Jerüsalem/„L’amandier du Jérusalem“.[22] In der französischen Version dieses fiktiven Zitates ist zudem vom „l’archange de la mort“[23], gleichfalls einem Motiv aus dem eigenen Gedicht, die Rede. Diesem soll der Widerstand gelten. So heißt es in einer groben Rhetorik: „[…] contre lui, contre lui justement / malgré tout, malgré tout / pousse ton crâne á travers le mur!“[24]. Die Transformation der Depression in einen Widerstandsakt liegt Vigée demnach so sehr am Herzen, dass er dafür sogar ein Herausspringen aus der kommentierten Erzählung riskiert. Offensichtlich geht ihm das Schicksal dieser Erzählfigur – und indirekt damit auch dasjenige von Adrien Finck – sehr nahe. In seiner Besprechung von Fincks Gedichten rechnet er einmal die Dichter – also auch sich selbst und Adrien Finck – zu den „exilés“, die ihre wahre Heimat nur in den vorbeiziehenden Wolken finden könnten: „[…]qui plantent leurs nouvelles racines dans les nuages en fuite:[…]“.[25] Voreilig wäre es demnach, in beiden nur die Exponenten einer Nationalliteratur, der französischen oder der deutschen, sehen zu wollen.
In dem sieben Gedichte umfassenden Zyklus „Jerusalem. Jerusalem“ kommuniziert Adrien Finck umgekehrt mit dem Gedicht „Dr mándelbaum en Jerüsalem“. Als Motto für diesen Zyklus in der Sprache seines Sundgauer Dialekts wählt er die Schlussverse von Vigées Gedicht: „obwohl er droht, dr Doodesengel, -/ ewwe dôrum, drotzdemm, drotzdemm / blîbsch dü min jungs, min summerlichs, / min émmer nejs Jerüsàlem!“ („oui, bien, bien qu’il te menace, l’archange de la mort, / contre lui justement, / malgré tout, malgré tout / tu demeures pour moi la fiancée d’été, / ma toute jeune, ma toute belle, / ma nouvelle Jérusalem!“).[26]
Finck versieht das sechste Gedicht in didaktischer Manier mit einer Überschrift: „Wo nochmals von Sprache und Macht die Rede ist.“[27] Dieses Gedicht kann als Replik auf das Motto des Zyklus, also die gerade zitierten Schlussverse von „Dr mandelbaum en Jerüsalem,“ verstanden werden. Die Bezugnahme erfolgt durch das Wort „Todesangel“[28]. Während der Todesengel in Vigées Gedicht als unerbittlicher Widersacher einer lebensstiftenden Hoffnung exponiert wird, darf er in Fincks Gedicht seine Destruktivität voll entfalten. Dies demonstriert Finck anhand der Sprache. Er fragt nach den Konsequenzen ihrer zugleich zivilisatorisch notwendigen und fatalen Normierung: „Villicht isch’s besser m’r schriewa sa nitt fescht / unsra Sproch“.[29] Sobald sich nämlich die Sprache aus einem göttlichen Geschenk in ein Kriterium der menschlichen Identität verwandelt, entzweit sie die Menschen untereinander: „sunscht kemma scho d’ Sproch- un Lànd- un Gotteskampfer/ Todesangel üs da Viarwinda“.[30] Der Todesengel gewinnt also dadurch Auftrieb, dass die Menschen ihre Lebensquellen wie Sprache, Erde und Gott in die eigene Hand zu bekommen suchen. Sie fallen auf diese Weise dem Optimismus zum Opfer, der ihrem eigenen Tun innewohnt: Durch die organisatorische Gestaltung ihrer Begegnung mit Gott meinen sie etwa, ihr Leben veredeln zu können. In Wahrheit verstricken sie sich aber damit nur auf heillose Weise in sich selbst. Der Glaube an Gott wird nun zur erhabenen Kulisse für ihren Glauben an sich selbst . Henri Meschonnic analysiert diesen Prozess in einem Text über die Dichtung von Claude Vigée. Durch die Verwandlung des „divin“ ins „religieux“ soll ihm zufolge eine in sozialer Hinsicht ruinöse Entwicklung in Gang kommen.[31] Finck stellt am Schluss seines Gedichts die apokalyptischen Konsequenzen einer solchen Entwicklung vor Augen: „Gott gega Gott / Bodalosa Todvolla Steiverzwifelta Starnawarfer / un un /s’heiliga Lànd isch àbgebrànnt“. [32] Während also der Todesengel in Vigées Gedicht durch das ewige Jerusalem in Schach gehalten wird, fällt er in Fincks Gedicht verwüstend über diesen Ort her.[33] Unaufhaltsam soll er durch ein menschliches Sendungsbewusstsein werden.
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Bei den poetologischen Überlegungen von Claude Vigée und Adrien Finck spielen berühmte, ja sogar populär gewordene Verse von Hölderlin eine herausragende Rolle. Sie folgen auf den Beginn der „Patmos“-Hymne: „Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch.“[34] Wenn ich nun am Schluss ein wenig darüber reflektiere, möchte ich zugleich auf einer theoretischen Ebene Klarheit über die Poetiken beider Dichter, als Poetiken des Aufbruchs verstanden, gewinnen. Die Bedeutung dieser Verse für Adrien Finck lässt sich etwa daran ablesen, dass er sie als Motto für seinen Gedichtband „Brenngeischt“ verwendet.[35] Darüber hinaus weiß ich aus Gesprächen mit ihm, wie teuer sie sie ihm – und die Werke Hölderlins überhaupt – waren.[36] Diese Schlüsselfunktion der Verse tritt hervor, wenn sie zu einem zentralen Motiv von Fincks Poetik, nämlich dem Schrei, in Beziehung gesetzt werden.[37] In dieser Perspektive wird deutlich, wie der Schrei die beiden konträren Komponenten der Verse Hölderlins: das Statische des Seins und die Dynamik des Aufbruchs, in sich vereint. Der Schrei zeugt zum einen vom ohnmächtigen Leiden unter einer Übermacht und zum anderen von einem Aufwachen aus dieser Ohnmacht. Der Mensch ist hier zugleich Objekt und Subjekt. Dass er auch in körperlicher Hinsicht zum Opfer einer Übermacht geworden ist, lässt ihn im Schrei sprachlich gerade zum Subjekt werden.
Angesichts der bedrängten Lage von muttersprachlichen Dichtern im Elsass leuchtet sofort ein, warum gerade diese Verse Hölderlins für einen von ihnen wie Adrien Finck so wichtig werden konnten.
Die Expression, die noch durch die existenzielle Not bestimmt ist, verweist in eine Zukunft, die von dieser Not befreit wäre. Claude Vigée hat in einem, Adrien Finck gewidmeten Text von 1992 diese Dialektik des Schreis prägnant formuliert: „’L’exercice de mémoire’est la condition préalable à une nouvelle naissance: elle seule permet la montée d’un cri vierge dans l’avenir inouї.“[38]
Claude Vigée zitiert die Verse Hölderlins im Zusammenhang mit Reflexionen über eine förderliche Lebensstrategie, die in seinem Buch „La lune d’hiver“ (ursprünglich 1970) zu finden sind. Von einer „homéopathie psychique“[39] ist dort die Rede. Als heilsam gilt ihm, sich angesichts einer bedrohlichen Übermacht gerade nicht zu einer spontanen Reaktion darauf hinreißen zu lassen. So würde er vielleicht nicht nur in eine Falle tappen, sondern stillschweigend auch die Federführung dieser Macht anerkennen. Wichtig scheint es ihm dagegen zu sein, sich in seinem Verhalten zum Negativen nicht von dessen Logik bestimmen zu lassen. Indem er sich mit dem Negativen identifiziert, statt ihm zu opponieren, setzt er diese Logik gerade für sich außer Kraft. Vigée spricht hier von „l’incorporation héroique de la menace à soi-même“[40]. Auf diesem Wege gelingt es ihm, für das Negative – die „Gefahr“ im Sinne Hölderlins – einen anderen Blick zu gewinnen als vorprogrammiert. Es sich aktiv anzueignen, heißt, den Kopf trotz seiner Übermacht oben zu behalten. Im Elend steckend, verliert man sich. Das Elend bewusst annehmend, behauptet man sich ohne Illusionen. In diesem Sinne intim mit dem Negativen zu werden, würde demnach heißen, es entzaubern zu können. Die Bejahung einer Macht, die eigentlich gegenüber ihrer Bejahung oder Verneinung durch den Menschen erhaben zu sein scheint, wirkt subversiv. Zukunft, die Transzendierung des Bestehenden, wird damit unter solchen Bedingungen wieder möglich, die Zukunft gerade zu blockieren scheinen.
An diesem Punkt wird offenbar, dass es Vigée bei seinen Reflexionen zu den Versen Hölderlins auch um seine eigene Poetik geht. Umkreist wird hier das Verhältnis von „Gefahr“ und „Rettendem“ oder von „Dunkel“ und „Licht“. Da das Licht, das die Kunst vermittelt, dem Dunkel oder dem Negativen selbst innewohnt, muss sich der Künstler vor allem diesem Dunklen aussetzen. Bei dem „Rettenden“ handelt es sich ja nicht um die Austilgung der „Gefahr“, sondern um deren fruchtbare Umwandlung. Ohne diesen Rückbezug auf die „Gefahr“ würde das „Rettende“ zum brillanten Schwindel verkommen. Die größte Versuchung für den Künstler bestünde demnach darin, sich auf das „Rettende“ zu fixieren. Auf diese Weise müsste er gerade der „Gefahr“ erliegen. Die außerordentliche: krisenhafte Erfahrung der eigenen Ohnmacht darf im nachhinein nicht in eine auftrumpfende Selbstgewissheit umschlagen. Die kreative Chance würde also nicht aus dem Kampf gegen das Bedrohliche, sondern aus dessen rezeptiver Umwendung erwachsen.[41]
Nach Claude Vigée soll sich eine „poétique juive“[42] vor allem wegen dieses Rückbezuges auf eine untilgbare Last von der abendländischen Ästhetik unterscheiden. Der dunkle Untergrund: „la terre obscure et souffrante“[43] würde bei ihr sogar durch den Triumph oder die Extase nicht vollends gelöscht werden können. Die „Gefahr“ bliebe also auch im „Rettenden“ noch gegenwärtig.
Wenn Claude Vigée in seinem Vorwort zu dem Gedichtband „Encore / Noch“ von Adrien Finck auf die letzten Gedichte seines Freundes zu sprechen kommt, so registriert er bei diesem eine entsprechende Akzentverschiebung. Adrien Finck bekennt sich nun vehement zum Vorrang des Dunklen für die Dichtung. Vigée versteht dies als entschiedene Abkehr von der Faszination einer gleichsam ‚heidnischen’-Brillanz: „à la clarté aveuglante du flamboiement solaire paїen.“[44] Fincks Präferenz gilt demgegenüber einer in die Schwärze geschleuderten Asche: „[…] une >cendre jetée au noir<.[45]“ Claude Vigée fügt dem eine Bemerkung Mallarmés hinzu. Danach sei das Schwarze doch nicht so schwarz, wie es zunächst erschiene: „[…] >le noir n’est pas si noir<;[…]“.
Vigées Gedanken über einen produktiven Umgang mit dem Negativen werden besonders plastisch, als er sich der letzten, der zehnten Elegie aus den „Duineser Elegien“ von Rilke zuwendet.[46] Er konzentriert sich dabei auf die Schlusspassage dieser Elegie. Von „unendlich Toten“ ist dort die Rede. Ihnen sei es zu verdanken, wenn dem Menschen die toten Dinge plötzlich – über „ein Gleichnis“ – in einem anderen Licht erschienen. Die „unendlich Toten“ unterscheiden sich ja vor allem dadurch von den Lebenden, dass sie nicht mehr von der Angst vor dem Tode beherrscht werden. Das Negative wie eben der Tod oder die Schmerzen, in dessen Bann sich die Menschen befinden, wäre bei ihnen entzaubert. Sie kennen seinen Mehrwert, der den Menschen in ihrer Bedrängnis noch verschlossen bleiben muss. Sie sind eben zugleich „tot“ und „unendlich“. Im Gedicht werden die Menschen aber von ihnen inspiriert. So kann es den Menschen gelingen, die verborgene Lebendigkeit in den toten Dingen wahrzunehmen: Die „leere Hasel“ bleibt nicht nur leer oder abgestorben, sondern enthüllt mit den „Kätzchen“ ihre sonst übersehenen Lebenskeime. Zu diesem Blickwandel kann es aber, wie Rilke einschränkt, nur „vielleicht“ kommen.
Das Negative – wobei nun auch an Unglück, Schmerzen, Angst oder Verzweiflung zu denken wäre – hat damit auf eine produktive Weise seine Eindeutigkeit verloren. Aus einem Widersacher des Lebens wäre ein möglicher Geburtshelfer des Lebens geworden. Vigées Dichtung kennzeichnet sich nach meinem Verständnis vor allem durch eine solche verwandelnde Durchdringung von Negativität. Die kritische Provokation entspringt bei ihm allein der radikalen Affirmation. Sie setzt nur diese (lebensbejahende) Radikalität ins Werk.
Da Claude Vigée durch seine Worte über die Schlusspassage von Rilkes Elegie auch zugleich Grundgedanken seiner Poetik formuliert, möchte ich mit dem Zitieren dieser Worte schließen. Seine Poetik soll sich hier als eine Poetik des Aufbruchs erweisen:
Cette éclosion du bonheur dans la chute, ce surgissement du paradis au coeur même du négatif, au lieu de signifier l’effondrement final dans le non-être, n’indiquent-ils pas la naissance et le cheminement d’un espoir dans le désespoir, un retournement paradoxal de la tristesse vers L’Eden, au plus profond de l’ici-bas funèbre?[47]
*Es handelt sich hierbei um einen Vortrag, der am 11. 3. 2011 in der Sorbonne im Rahmen einer Hommage für den Dichter Claude Vigée gehalten wurde. Der Veranstalter war „Le Centre de Recherche en Littérature Comparée de Université Paris-Sorbonne“, Leitung: Jean-Yves Masson.
[1] a) Claude Vigéee: „Heimat des Hauches“. Gedichte und Gespräche. Hg. von Adrien Finck. Bühl-Moos: Elster 1985.
b) Claude Vigée: „Soufflenheim. Poèmes/Gedichte“. Hg. von Adrien Finck. Übersetzung: Maryse Staiber, Adrien Finck, Lutz Stehl. Heidelberg: Wunderhorn 1996.
[2] a) Lire Claude Vigée. Cahier realisé par Adrien Finck. Langue et Culture regionales. Cahier No. 14. CRDP Strasbourg 1990.
b) Adrien Finck: “Claude Vigée. Un témoignage alsacien”. Strasbourg: La Nuée Bleue 2001.
c) Adrien Finck & Maryse Staiber: “Histoire de la litterature européenne d’Alsace. Vingtième siècle”. Strasbourg: Presses Universitaires de Strasbourg 2004. Hierin: “L’itinéraire de Claude Vigée” S. 101-109. (Z. B. generell über das Werk Vigées: „L’oeuvre se situe très consciemment au carrefour des cultures [juive, française, allemand] et en tire sa substantielle originalité. Elle s’ouvre sur un vaste horizon de la poésie universelle, de la tradition biblique à la modernité du XXe siècle.“ S. 109)
[3] Die Texte von Claude Vigée zu Adrien Finck sind zusammengestellt worden in dem Band: Claude Vigée: „Ce qui demeure. Le témoignage d’Adrien Finck.“ Textes réunis par Angèle Finck. Strasbourg: Éditions de la Revue alsacienne de littérature 2009.
[4] Vgl. z. B. : Claude Vigée: „Un Panier de houblon. I La verte enfance du Monde“. Paris: J.-C. Lattès 1994, S. 319-320.
[5] „Entre l’Alsace et Jérusalem.“ Entretien avec Adrien Finck (Jérusalem, le 13 août 2000). In: Claude Vigée: „Le passage du vivant“. Paris: Parole et Silence 2001, S. 129.
[6] Claude Vigée: “Pour le reste, chacun d’entre nous demeure soumis aux fluctuations mal prévisibles de l’actualité, aux vains caprices des hommes, meme si, de temps en temps, >nous léchons un peu de miel<,[…]” ebd.
[7] In: „Das Straßburger Gespräch“ mit Adrien Finck, Winter 1984/85. In: „Heimat des Hauches“ (Nr. 1a), S. 160-161.(Vgl. dazu auch Claude Vigée in einem Gespräch mit Paul Assall 1984: „Es gab das Deutschland als >Der Tod ist ein Meister aus Deutschland< und es gab das Deutschland als >Das Leben ist ein Meister aus Deutschland.<“ Ebd. , S. 153.
[8] Ebd., S. 155.
[9] In: „Claude Vigée: Avant-Propos/Vorwort. Seule le poète est complice du future.” In: “Ce qui demeure” (Nr. 3), S. 65. (Vgl. auch Stéphane Mosès: “Claude Vigée a trouvé chez Goethe une figure tutélaire[…]”. In: Stéphane Mosès: “L’esthétique de la présence.” In: “La terre et le souffle. Rencontre autour de Claude Vigée, 22-29 août 1988”. Sous la direction d’Hélène Péras et Michèle Finck. Paris: Albin Michel 1992, S. 21.)
[10] In: „Straßburger Gespräch“ (Nr. 7), S. S. 158.
[11] Ebd.
[12] Ebd., S. 157. Vgl. auch: „Autour du feu d’une nuit d’hiver“(Nr. 3), S. 17.
[13] „Entre l’Alsace et Jérusalem“ (Nr. 5), S. 131.
[14] Ebd., S. 132.
[15] Claude Vigée: „Les orties noires flambent dans le vent. (Un requiem alsacien)“ Paris: Flammarion 1984, S. 50, französisch: S. 51.
[16] Zum Konzept des „inceste heureux“ vgl.: Anne Mounic: „La poésie de Claude Vigée. Danse vers l’abîme et connaissance par joui-dire“. Paris: L’Harmattan 2005, S. 122-123 sowie: Verf.: “Critique de la sublimation chez Claude Vigée”. In: Claude Vigée: “Le Fin murmure de la lumière”: Parole et Silence 2009, S. 267-280.
[17] Vgl. Adrien Finck: „Poèmes/Gedichte I“. Strasbourg. Éditions de la Revue alsacienne de littérature 2002, S. 57.
[18] „Ainsi la parole du survivant oscille entre le doute et l’espoir,[…]”. In: Claude Vigée: “Rose des vents, rose des chants. Alsace de l’Esprit”. In. Claude Vigée: “Dans le creuset du vent”. Paris: Parole et Silence 2003, S. 120.
[19] Claude Vigée. „La route ouverte au couteau.“ in: Claude Vigée: “Héritage du feu”. Paris: MAME 1992, S. 97.
[20] Z. B.: „Il fait le serment ke Wort meh Ditsch.“ Adrien Finck: „Poèmes/Gedichte II“. Strasbourg: Éditions de la Revue alsacienne de littérature 2003, S. 22, vgl. auch S. 15. (Vgl. auch zu der Erzählung: Verf.:„Der verlorene Name. Betrachtungen zu der Erzählung Der Sprachlose von Adrien Finck“. In. Revue alsacienne de littérature No. 91, 2005, S. 82-86.)
[21] In: „Autour du feu d’une nuit d’hiver“ (Nr. 3), S. 20.
[22] Ebd. Vgl.: Claude Vigée: „Wénderôwefîr“/“Le feu d’une nuit d’hiver“. Strasbourg: L’Association Jean-Baptiste Weckerlin 1988, S. 170.
[23] Ebd. (Nr. 3); „Wénderôwefîr“ (Nr. 22), S. 171.
[24] Ebd., S. 20. (Bemerkenswert ist übrigens, dass Adrien Finck diese Passage über seine Erzählung bei der Wiedergabe des Gesprächs in seinem Buch: “Claude Vigée. Un témoignage alsacien“ [ Nr. 2 b] weglässt.)
[25] Ebd. (Nr. 18), S. 115.
[26] „Poèmes/Gedichte II“ (Nr. 20), S. 43; Vigées französische Übersetzung dieser Stelle: „Wénderôwefîr“ (Nr. 22), S. 171.
[27] „Poèmes/Gedichte II“ (Nr. 20), S. 47.
[28] Ebd.
[29] Ebd. („Il est peut-être mieux de ne pas fixer notre langue.“ H. P. )
[30] Ebd. („Autrement les militants de la langue, du pays et de Dieu viendraient / des archanges de mort aux quatre vents.“ H. P. )
[31] „Pour reconnaître ce scandale, que le religieux est une catastrophe arrive au divin, parce qu’il est la captation et l’appropriation du divin, et contrairement à l’étymologie chrétienne de Lactane, de la religion comme lien, lien à Dieu et (c’est son extension chez Durkheim) lien entre les hommes, la religion est ce que qui divise le plus les hommes entre eux, en qu’elle est inévitablement le théologico-politique.” Henri Meschonnic: “Avec Claude Vigée, c’est l’oreille qui voit.” Avant -Propos. In: Claude Vigée: “Danser vers l’abîme.” Paris: Parole et Silence 2004, S. 16-17. (Vgl. auch: „Se in Deo esse. Le poème et l’esprit, selon Henri Meschonnic.“ In. „Peut-être“ No. 1, 2010, S. 198-199.)
[32] Ebd. (Nr. 20), S. 47. („Dieu contre Dieu / des déracinés des amis de mort des désepérés des lanceurs des étoiles / et la Terre Sainte est brulée.“ H. P. )
[33] Claude Vigée hat übrigens seinem Freund Adrien Finck nach dessem Tod den letzten Gesang von „Wenderôwefîr“ / „Le feu d’une nuit d’hiver“ gewidmet. Dieser Gesang trägt in der französischen Version den Titel: „Le chant d’après-minuit“. Vgl.: Claude Vigée: „Mon heure sur la terre“. Poésies complètes 1936-2008. Paris: Galaade Éditions 2008, S. 648.
[34] In: Hölderlin: Sämtliche Werke Bd. 2, hg. von Friedrich Beissner. (Kleine Stuttgarter Ausgabe) Stuttgart: Kohlhammer 1965, S. 173.
[35] „Poèmes/Gedichte II“ (Nr. 20), S. 112.
[36] Vgl. auch den Gedichtzyklus : „Hommage à Scardanelli“. Im dritten Gedicht: „EPILOG in d’r Heimatsproch“ soll der angeblich wahnsinnig gewordene Dichter gleichsam in die elsässische Welt integriert werden. Ebd., S. 90.
[37] In dem Gedicht „L’Exercice de mémoire“ erscheinen z. B. refrainartig die Verse: „Cri / l’enfant se réveille / sauvé par ce cri sauvé par / l’éveil“ . Ebd., S. 20 und 23. (Allgemein dazu: Verf.: „Poèmes du >Peril<.“ Zu Adrien Fincks “Poèmes / Gedichte II“. In: Revue Alsacienne de littérature No. 84 (2003), S. 77-80 ,insbesondere S. 77-78.)
[38] Ebd. (Nr. 19), S. 93. (Siehe hierzu auch den Schlussteil einer, an der Straßburger Universität entstandenen Examensarbeit[„mémoire de D.E.A. 2003“] von Philippe Abry mit dem Titel. „Des racines et des ailes. Aspects du parcours poétique d’Adrien Finck et de Claude Vigée”. Ebd., S. 74-76.)
[39] Claude Vigée: „La Lune d’hiver“. Paris: Honoré Champion 2002, S. 237 . (Zuerst bei “Flammarion” 1970)
[40] Ebd.
[41] Die ‚rezeptive Umwendung’ ist bei Vigée grundlegend für die Entstehung von Dichtung überhaupt. Da z. B. dieses Verfahren in dem Gedicht „Soufflenheim“ thematisch wird, kann das Gedicht als poetologisches Gedicht bezeichnet werden. Vigée spricht in einem Kommentar zu diesem Gedicht von einem „midrash tout neuf.“ Vgl. . Verf.: „Topographie des Schöpferischen.“. In: Verf. „Poesie des Unverhofften – Poetik des Unverhofften. Studien zur Dichtung von Claude Vigée“. Hamburg. LIT-Verlag 2007, S. 74-89 , insbes. S. 88.
[42] Vgl.: Claude Vigée: “Vision et silence dans la poétique juive. Demain la seule demeure”. Paris: L’Harmattan 1999.
[43] In: Claude Vigée: „Tout le peuple voit les voix: écoute et vision dans l’esthétique de la bible”. Ebd., S. 82.
[44] Ebd. (Nr. 3), S. 66.
[45] Ebd.
[46] Das Ende dieser Elegie: „Aber erweckten sie uns, die unendlich Toten, ein Gleichnis, / siehe, sie zeigten vielleicht auf die Kätzchen der leeren / Hasel, die hängenden, oder / meinten den Regen, der fällt auf dunkles Erdreich im Frühjahr.- // Und wir, die an steigendes Glück denken, empfänden eine Rührung, / die uns beinah bestürzt, / wenn ein Glückliches fällt.“ In: Rainer Maria Rilke: „Gedichte 1910-1926.“, hg. von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn. Frankfurt a. M., Leipzig: Insel 1996, S. 234. -Vigée hierzu: Claude Vigée. „L’Extase et l’errance. Essai.“ Paris: Grasset 1982, S. 186-187. (Vgl.: Verf.: „Unverhoffte Poesie-Poetik des Unverhofften.“[Nr. 41], S. 171-172.)
[47] Claude Vigée: „L’extase et l’errance. Essai“. Paris: Grasset 1982, S. 187.
- André Weckmann – soddidi danke kenne
- Schwarzer Kahn am Alten Rhein